Indienreise September 2006

 

E-Mail an die Fotofreunde Sossenheim

Hallo Ihr Lieben,

weil das Internet in Leh nun wirklich sehr langsam und wegen der Stromausfälle auch nicht besonders zuverlässig war, Delhi mich am letzten Tag noch voll in Einkaufsbann gezogen hat, jetzt von zuhause die letzten gesammelten Urlaubserinnerungen. Seit Sonntag bin ich zurück.

Leh liegt auf ca. 3.500 m im Tal des Indus, der ein grünes Band in die kahle Bergwelt mit strahlend blauem Himmel zaubert. Auf dieser Höhe haben wir auch meistens während unseres Trekkings übernachtet, so dass die Temperaturen im Gegensatz zu unserer höchsten Übernachtung in Sanchu auf 4.200 m eher gemäßigt und gut auszuhalten waren. Die Nacht im Zeltcamp in Sanchu, vor der höchsten Passüberquerung auf 5.300 m war eher heftig. Hier habe ich die Höhe deutlich gespürt. Obwohl diese Nach die kürzeste der Reise war, da wir bereits um 4.30 geweckt wurden, wurde sie für viele aus unserer Gruppe zur längsten Nacht. Kaum jemand konnte schlafen. Gegen die klirrende Kälte konnte man sich mit Decken zwar schützen, doch war der Mund sandig trocken und der Durst zwang einen, ständig Wasser zu trinken. Den phantastischsten Sternenhimmel konnte man wegen der Begleitumstände daher auch gar nicht richtig genießen. Die bekanntesten Sternbilder waren in diesem funkelnden Himmelszelt kaum ausfindig zu machen, da sich scheinbar sämtliche Sterne um ein vielfaches vermehrt hatten. Spätestens hier sieht man, weshalb die Milchstraße ihren Namen verdient.

Unsere 5 Trekking-Tage waren eher gemäßigt. Längere Strecken sind wir nur am 1. und 3. Tag gelaufen. Obwohl wir ab Keylong gutes Wetter hatte, waren aufgrund der ungewöhnlichen und dazu starken Regenfälle, die dieses Jahr bis in die Umgebung von Leh gezogen sind, einige geplante Wanderwege abgerutscht und unpassierbar geworden. Für die Trekkingtour hatten wir einen erfahrenen einheimischen Guide, der die Gefahren gut einschätzen konnte und risikoreiche Wege mied. So haben wir dann eher die Dörfer um die Campingplätze erkundet, oder eine Jeeptour zum Klosterbesuch organisiert. In Ladakh sind die Klöster im Gegensatz zu denen in Tibet eher klein. Es leben zwar Mönche hier, die Zeremonien abhalten, doch Gläubige die zu den heiligen Städten pilgern und Opfer bringen sieht man selten. So ist das Leben eher beschaulich. Ab Anfang September war Festspielzeit in Leh und Umgebung und wir konnten Maskentänze besuchen. Der tibetische Buddhismus ist immer noch ein Rätsel für mich. So viele Buddhas, Bodhisattvas, Schreckensgottheiten und Dämonen. Wer soll sich damit zurechtfinden? Hier gibt es für mich auch nach der Reise noch einiges nachzuarbeiten.

Ob man auf einer solchen Reise den Mann fürs Leben kennen lernen kann? Nun, das weiß ich natürlich noch nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ich mit dem Mann den ich dort gefunden habe – eigentlich habe ich mich finden lassen - noch sehr viele schöne gemeinsame Erlebnisse haben werde. Und Bonn ist ja auch nicht so weit entfernt. Geplant sind erst mal viele gegenseitige Besuch und eine Wanderung im Siebengebirge. In der Zwischenzeit mutiere ich zum Öko und mache mir über meinen Stromlieferanten Gedanken ;-)    Das wird sicher nicht nur Jens, sondern auch Norbert freuen.  

Lasst’ es euch gut gehen,
mir geht es phantastisch

Bis zur nächsten Reise
Liebe Grüße
Andrea

Indien spezial 

Bahnübergänge
Man stelle sich einen geschlossenen Bahnübergang vor. LKWs, Busse, Jeeps, Mopeds, Fahrräder, alles was sich bewegt, stellen sich nicht etwa hinten an, sondern füllen die gesamte Breite vor der Schranke. Wundert es jemanden, dass da nichts läuft, wenn die Schranke aufgeht? Eigentlich wundert man sich, dass es dennoch funktioniert und sich die Karawane am Gegenverkehr vorbeidrückt, der ja ebenso auf der anderen Seite der Schranke wartet.

Shift-Change – oder warum man in Delhi am International-Airport 3 Stunden vor Abflug da sein sollte – zumindest, wenn man noch Geld zurücktauschen will.

Indische Rupee ist eine Währung, die man aus Indien nicht unbedingt ausführen sollte. Die Ausfuhr ist verboten und die Währung ist nicht viel wert. Also will man das überschüssige Geld vor Abflug noch los werden. Im Duty Free kann man mit der Rupee nicht einkaufen, also bleibt nur das Zurücktauschen.

Es gibt ca. 5 Schalter von Money Changern am Flughafen, und alle machen sie um halb acht abends zu! Sie schließen nicht etwa, sondern haben Schichtwechsel. Alle auf einmal und alle bis viertel nach acht. Die Warteschlangen vor den Schaltern wachsen an. Nun sollte man sich nicht unbedingt den Tomas Cook-Schalter aussuchen, an den man sich anstellt. Denn hier beträgt die Mindestumtauschsumme 100,- €, was jedoch nirgends angeschrieben ist. Da wir auch mit Zusammenlegen so viel Geld leider nicht mehr hatten, blieb nur Ruhe bewahren und sich am nächsten Schalter anstellen. Mit der neuen Erfahrung vergewissern wir uns jetzt vorher, dass es keine Mindestumtauschsumme gibt. Immerhin hat alles noch geklappt. Wir waren pünktlich zur Boarding-Time am Flieger, um 21.30.